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Vulvovaginale Candidose (Scheidenpilz, Soor, Mykose)

Was wir wissen:

Die vulvovaginale Candidose (VVC) ist mit einer Inzidenzrate von 70 bis 75% nach der Bakteriellen Vaginose die zweithäufigste Vaginalinfektion. Bei 40 – 50% kommt es zu einer wiederholten Infektion. Ca. 5% leiden an einer Rezidivierenden Vulvovaginalen Candidose (RVVC). Diese ist definiert durch das Auftreten von zumindest 4 Episoden pro Jahr und sollte immer mittels Kultur differentialdiagnostisch analysiert werden.

Andererseits sollte man bedenken, dass ungefähr 20% der Patientinnen mit positiver Kultur symptomlos sind, das heißt, es gilt den Unterschied Besiedelung – Infektion herauszuarbeiten und nicht lediglich zufällige Befunde z.B. aufgrund des Ergebnisses einer PAP-Färbung zu therapieren. Man sollte auch wissen, dass es unmöglich ist den menschlichen Körper von Pilzen gänzlich zu dekontaminieren.

Die wesentlichen Symptome sind Juckreiz, Brennen, eine Rötung der Scheide, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr, sowie der ?typische? weißliche, geruchsarme, bröckelige Ausfluß.

Der Haupterreger ist Candida albicans (85-90%), es kommen aber auch andere Vertreter wie C. glabrata, C. krusei, C. tropicalis oder C. parapsilosis vor.

Candida glabrata stellt eine besondere therapeutische Herausforderung dar, da er häufig gegenüber den mesiten Pilzmedikamenten resistent ist.

Die Diagnostik ist ein wesentlicher Schritt und sollte eigentlich immer durch das Mikroskop, nativ oder nach GRAM-Färbung, erfolgen. Die Kultur ist unökonomisch, führt zu Überinterpretation (v.a. durch Therapie von nicht krankheitsauslösenden Vaginalkeimen) und ist darüber hinaus mit einer zu langen Wartezeit verbunden. Ihren Stellenwert hat die Kultur bei der RVVC (s.o.), in diesem Fall sollte aber auch ein sog. Antibiogramm, also das Austesten der Wirksamkeit von Medikamenten bezogen auf den Erreger durchgeführt werden. Eine Diagnose durch Serologie (Nachweis im Blut) zur Pilzidentifizierung ist nicht sinnvoll!

Das Mikroskop wird zur Diagnose viel zu selten angewendet, die Therapie erfolgt zumeist nur aufgrund der geschilderten Beschwerden. Allerdings ist aus Studien bekannt, dass die Diagnose ausschließlich aufgrund der Klinik bzw. durch alleinige Spiegeluntersuchung in 50% zu einer falschen Behandlung führt!

Die Therapie erfolgt üblicherweise durch lokal oder systemisch wirksame Medikamente. In letzter Zeit zeigt sich eine deutliche Tendenz zur Therapie in Kapselform. Zum einen weiß man dass sie gut verträglich sind, sie penetrieren ausgezeichnet ins Gewebe, und v.a. sie bauen ausreichende Gewebespiegel für mehr als 3 Tage auf. Zum anderen wünschen Frauen eine orale Applikationsform, wie in einer Studie gezeigt werden konnte. Alternativ gibt es am Markt eine Reihe von topischen (lokalen) Präparaten, deren Anwendungsdauer meist zwischen 10 und 14 Tagen beträgt.

Was wir nicht (sicher) wissen

In den letzten 20 Jahren ist das Wissen über Pilzinfektionen größer geworden, manche Dinge werden differenzierter betrachtet, andere Fragen sind nach wie vor unbeantwortet.

Die Entstehung der vulvovaginalen Candidose und besonders der RVVC (s.o.) ist eigentlich nicht bekannt. Einerseits wird eine fehlende lokale Immunkompetenz diskutiert; dabei spielt das Verhältnis der durch verschiedene Auslöser gebildeten Differenzierungstufen von Blutzellen (T- Lymphozyten) eine wesentliche Rolle. Anderseits wird eine allergische Komponente auf den Auslöser Pilz für das Entstehen der RVVC in Erwägung gezogen.

Der Zusammenhang zwischen vaginaler Candidose und Frühgeburtlichkeit wird weiterhin kontroversiell diskutiert. Aufgrund einer sehr groß angelegten US-Studie mit nahezu 14.000 Frauen musste man sich eher der Meinung anschließen, daß es diesbezüglich keinen Zusammenhang gibt bzw. ein erhöhtes Risiko nicht feststellbar ist. Neue Studien unserer Arbeitsgruppe im AKH zeigen aber deutlich, dass das frühe Frühgeburtsrisiko (Schwangerschaftswoche 25 bis 28) mit einer Candidainfektion assoziiert ist.

Wir wissen auch nicht ob Alternativmedizin (Pilzdiät, Homöopathie, Akupunktur) sinnvoll ist, jedenfalls fehlen zu diesem Thema jegliche wissenschaftlich korrekt durchgeführte Studien. Eigene, langjährige Erfahrungen zeigen das Gegenteil, also maximal Effekte im Sinne eines Plazebo-Erfolges.

Die Sinnhaftigkeit der Partnertherapie ist ebenfalls noch nicht endgültig entschieden. Ich empfehle sie bei der RVVC (s.o.) ohne vorherige Diagnosesicherung, da sich diese beim Mann deutlich schwieriger gestaltet. Zumeist wird lediglich ein Abstrich von der Glans penis (Eichel, Penisspitze) durchgeführt, wodurch ein Nachweis aus dem Ejakulat nicht gegeben ist. Dies führt zu falsch negativen Ergebnissen.

Leider wissen wir auch wenig zur Therapie der RVVC. Es gibt zwar verschiedene therapeutische Ansätze, deren gemeinsame Grundlage eine wiederholte Applikation ist. Das Hauptproblem bei all diesen Regimen ist jedoch die hohe Rezidivrate von ca. 50% nach Absetzen der Therapie. Eine Immunstimulation durch Impfung von denatuierten Laktobazillenstämmen oder Leukozytenultrafiltraten führt häufig zu einer Reduktion von Rezidiven. In jedem Fall sollte die Therapie der RVVC von Spezialisten durchgeführt werden.


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