Die Scheidenpilzinfektion ist eine der häufigsten Infektionen des äußeren weiblichen Genitaltrakts. „Jucken in der Scheide“ bzw. „Jucken und Brennen in der Scheide“ sind die häufigsten gynäkologischen Probleme. Rund zwei Drittel aller Frauen sind im Leben mindestens einmal von einer Pilzinfektion betroffen. Bei 40-50% dieser Patientinnen kommt es zu einer wiederholten Infektion. Etwa 5-10% leiden unter häufig wiederkehrenden Episoden im Sinne einer chronischen Pilzinfektion. In 85-90% kann der Stamm Candida albicans als Erreger isoliert werden, dennoch kommt es in den letzten Jahren vermehrt zum Auftreten von sogenannten non-albicans Infektionen. Zu dieser Gruppe gehören C. glabrata, C. tropicalis, C. krusei u.a
Besonders häufig entsteht ein Scheidenpilz nach vorhergehender Antibiotikatherapie, allerdings reicht die Palette der Risikofaktoren sehr weit.
„Typische“ klinische Symptome sind Juckreiz, Rötung, weißer, topfiger, geruchsarmer Ausfluss, weiters Brennen beim Urinieren und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Man sollte sich aber nicht von den Symptomen zu einer Therapie leiten lassen, da differentialdiagnostisch eine Bakterielle Vaginose oder auch ein Laktobazillenmangel ausgeschlossen werden muss. Das Wort „Pilz“ oder „Scheidenpilz“ wird leider von Laien, aber auch von Medizinern immer wieder mit Ausfluss und/oder Juckreiz gleichgestellt. Beim Erstgespräch höre ich öfters Sätze wie „ich habe schon seit Jahren einen Pilz“ oder „seit der Geburt meines Kindes quält mich ein Pilz“. Bei genauerem Befragen kommt man dann oft drauf, dass eigentlich nie eine exakte Diagnostik mit Mikroskop und/oder Kultur gemacht wurde! Die Patientin wird sozusagen konditioniert auf die Tatsache Ausfluss und Juckreiz = Pilz. Das stimmt aber so nicht! Man hat nicht jahrelang einen „Pilz“, wenn man die Infektion richtig erkennt und richtig behandelt. Außerdem ist vermehrter Ausfluss durchaus auch ohne Infektion möglich, ebenso ein vermehrter Juckreiz. Und genau da sind wir wieder am Punkt: Viele „langjährige Pilze“ entpuppen sich als nicht vorhanden und die Symptome sind Ausdruck anderer Infektionen oder aber hormoneller, dermatologischer (zum Beispiel chronische Ekzeme) oder auch psychischer Art.
Zur Diagnose sollte immer ein Mikroskop verwendet werden! Zur Verlaufskontrolle oder bei der Erstuntersuchung sind Vaginalkulturen sinnvoll. Nicht nur auf „typische“ Symptome achten!
Eine der häufigsten Fragen rund um das Thema Scheidenpilz Behandlung ist: Was tun gegen Scheidenpilz? Es stehen derzeit zwei gängige Antimykotika zur Verfügung, namentlich Flukonazol und Itrakonazol. Beide Substanzen sind in oraler (Kapseln) Form erhältlich und zeigen sehr gute Wirkung bei einem sehr geringen Nebenwirkungsprofil. Zu beachten ist dabei, dass diese Kapseln nicht täglich eingenommen werden sollen, da sie relativ lange im Körper verbleiben (ca. drei Tage) und daher ein tägliches Anwenden keine Verbesserung bewirkt! Leider werden die entsprechenden Beipackzetteln hinsichtlich der Dosierung nicht aktualisiert bzw. verbessert.
Neben der Kapselform gibt es am Markt verschiedenste Medikamente in lokaler (Zäpfchen) Form, die entweder ein Antimykotikum oder auch Kombinationen mit Kortison und/oder Antibiotika beinhalten.
Ob man sich für die orale oder lokale Form der Scheidenpilz Behandlung entscheidet ist eigentlich Geschmackssache, da die Wirkung und auch der Preis vergleichbar ist.
Ich verschreibe fast ausschließlich die orale Form und zwar aus folgenden Gründen:
Dabei handelt es sich definitionsgemäß um das gehäufte Auftreten von Scheidenpilzen, und zwar zumindest vier Mal jährlich. Ungefähr 10 Prozent aller Frauen leiden unter diesem chronischen Krankheitsbild. Wenn sie wirklich ein chronisches Problem haben, dann Hände weg von Zäpfchen und Cremen! Ich wundere mich, wie viel Leidensdruck entstehen muss, bis endlich die Strategie geändert wird. Ich schätze jede zweite Frau hat zu Hause antimykotische Cremen und/oder Laktobazillenpräparate, die sie bei Bedarf nimmt und hofft, dass sie so die „wiederkehrende Scheidenpilzinfektion“ in den Griff bekommt. Eine echte wiederkehrende Scheidenpilzinfektion kann durch Lokaltherapie nicht dauerhaft behandelt werden. Wenn schon Lokaltherapie, dann Zäpfchen und Cremen über mehrere Tage durchgehend und selbst dann kann man die Pilze von Darm beziehungsweise After nicht dezimieren. Weil Lokaltherapie wirkt eben nur lokal, das heißt, sie wirken ausschließlich dort, wo man sie anwendet. Mit äußerlichen Cremen (häufiges Zitat: „ ich hab eh schon ein paar Tage geschmiert, aber es wird nicht besser“) alleine zu arbeiten ist nicht sinnvoll! Auch wenn häufig vorwiegend Juckreiz im Bereich der Schamlippen beschrieben wird – ein Scheidenpilz entsteht immer in der Scheide und nicht außen. Der Grund ist logisch: In der Vagina herrscht das optimale Klima für die Pilzentstehung und –vermehrung:
Daher muss immer auch über mehrere Tage von innen der Scheidenpilz behandelt werden.
Und damit bin ich an einem der Grundsätze zur erfolgreichen Scheidenpilz Behandlung: Antimykotische Therapie zum Schlucken, also in Form von Kapseln, dann wirkt das Medikament im ganzen Körper. Lokaltherapien verordne ich eigentlich nur während der Schwangerschaft.
Es lässt sich sagen, dass sich nach exakter Diagnose und dem Ausschluss anderer Ursachen eine chronische Pilzinfektion gut behandeln lässt. Die Therapie muss aber immer über mehrere Monate durchgeführt werden und, wie oben bereits erwähnt, sind die regelmäßigen Kontrollen (und eventuelle Therapieanpassungen) entscheidend für den langfristigen Erfolg. Ich möchte allen betroffenen Frauen wirklich den Mut geben, sich von dieser Erkrankung seelisch wie körperlich nicht unterkriegen zu lassen, sondern sich der Sache zu stellen. Frauen mit irgendwelchen Zäpfchen und Cremen abzuwimmeln hilft bei der Geschichte gar nichts. Die psychische Belastung beziehungsweise auch die Belastung in der Beziehung zum Partner kann enorm sein und verlangt nach einem kompetenten Vorgehen. Falls sie sich medizinisch nicht gut betreut fühlen, resignieren sie nicht, sondern suchen sie sich einen Spezialisten!
Sie können sich auch gerne einen Termin bei mir, Frauenarzt Dr. Witt, in Wien ausmachen.
Entgegen der allgemeinen Meinung ist es kaum möglich einem Scheidenpilz vorzubeugen. Vor allem das allgegenwärtige Thema Laktobazillenpräparate, oral oder vaginal angewendet, ist, trotz vielfacher Behauptungen, nicht durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen. Auch das Empfehlen einer Kohlehydratdiät (Zuckerdiät) entbehrt wissenschaftlicher Evidenz. Die einzig sinnvolle Vorbeugung ist das Durchführen einer Pilzprophylaxe nach einer etwaigen Antibiotikatherapie. Davor sollte man aber die Sinnhaftigkeit der Antibiotikatherapie hinterfragen!
Die gute Nachricht: Nach einer erfolgreichen Pilztherapie ist keine ergänzende Therapie nötig. Wirklich: keine!
Der Zusammenhang zwischen vaginaler Candidose und Frühgeburtlichkeit wird weiterhin kontroversiell diskutiert. Aufgrund einer sehr groß angelegten US-Studie mit nahezu 14.000 Frauen musste man sich eher der Meinung anschließen, daß es diesbezüglich keinen Zusammenhang gibt bzw. ein erhöhtes Risiko nicht feststellbar ist. Neue Studien unserer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe zeigen aber deutlich, dass das frühe Frühgeburtsrisiko (Schwangerschaftswoche 25 bis 28) mit einer Candidainfektion assoziiert ist.
Wir wissen auch nicht ob Alternativmedizin sinnvoll ist, jedenfalls fehlen zu diesem Thema jegliche wissenschaftlich korrekt durchgeführte Studien. Eigene, langjährige Erfahrungen zeigen das Gegenteil, also maximal Effekte im Sinne eines Plazebo-Erfolges.
Die Sinnhaftigkeit der Partnertherapie ist ebenfalls noch nicht endgültig entschieden. Ich empfehle sie bei der wiederkehrenden Scheidenpilzinfektion, ohne vorherige Diagnosesicherung, da sich diese beim Mann deutlich schwieriger gestaltet, in folgenden Fällen:
Zumeist wird lediglich ein Abstrich von der Glans penis (Eichel, Penisspitze) durchgeführt, wodurch ein Nachweis aus dem Ejakulat nicht gegeben ist. Dies führt zu falsch negativen Ergebnissen.
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Bei Fragen rund um das Thema Scheidenpilz und der Scheidenpilz Behandlung berate ich Sie gerne persönlich in meiner Ordination in Wien. Nehmen Sie bitte hierfür mit mir Kontakt auf: